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ulmmed-Gesundheitsforum: [Veranstaltung vom 11.12.02 - Referenten: Dr. Lang, Dr. Köbele]

Ohrgeräusche
Hilfe und Behandlung ist möglich

Rund acht Millionen Menschen sind zur Zeit in Deutschland an Tinnitus erkrankt. Über die Ursache der lästigen Ohrgeräusche, ihre Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten informierte „ulmmed", die Fachärztliche Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsmedizin e.V., am 11.12.02 bei einem Gesundheitsforum im Stadthaus.

Drei Fachärzte beleuchteten das Thema „Tinnitus" im bis auf den letzten Platz vollbesetzten Stadthaus-Saal. Dabei wurde deutlich, dass es vielfältige Ursachen für die Entstehung eines Tinnitus geben kann. Der Ulmer Hals-Nasen-Ohren-Facharzt Dr. Jörg Schuster erläuterte den Unterschied zwischen objektivem und subjektivem Tinnitus. Beim objektiven Tinnitus gibt es eine körpereigene, physikalische Schallquelle: gefäß- oder muskelbedingte Schallgeräusche, die z.B. durch eine Gefäßverengung, durch einen Tumor oder durch starke Muskelverspannungen ausgelöst sein können. Dem subjektiven Tinnitus liegt eine fehlerhafte Informationsbildung im Hörsystem zugrunde, ausgelöst durch die verschiedensten Ursachen. Vom Trauma durch einen Knall oder eine Explosion über die Lärmschwerhörigkeit und Durchblutungsstörungen bis hin zu Infektionen durch Viren und Bakterien reicht die Palette der Krankheitsbilder, die zur Entstehung eines Tinnitus führen können.

Auch andere Ursachen wie Bluthochdruck, Nahrungsmittelallergien, Störungen der Nieren- oder der Schilddrüsenfunktion, Diabetes und Erkrankungen der Halswirbelsäule sind zu nennen. Ebenso können neurologische Störungen und Erkrankungen einen Tinnitus auslösen und begünstigen, wie Dr. Michael Lang erläuterte. Darüber hinaus spielen psychische Komponenten eine bedeutsame Rolle. Das Gehirn funktioniert als neuronales Netz, es „lernt" von Verhalten in bestimmten Situationen. Deshalb ist die möglichst rasche Einleitung einer erfolgreichen Tinnitus-Therapie zwingend notwendig. „Die gedankliche Fixierung des Betroffenen auf die Ohrgeräusche verstärkt den Tinnitus", betonte der Ulmer Neurologe und Psychiater. Der emotionale Grundtenor des Patienten beeinflusst entscheidend die Wertung eines Tinnitus, einer Hörinformation ganz allgemein. Und jede erfolglose Therapie, die den Tinnitus nicht beseitigt, sorgt für zunehmende Frustration und Fixierung. Dies kann bei den Betroffenen zu Gefühlen der Ohnmacht, der Hilf- und Hoffnungslosigkeit, in extremen Fällen gar zu Selbstmordgedanken führen.

Depressivität, Erschöpfung, Angst, Schlafstörungen und reizbare Schwäche können den Tinnitus und damit auch wieder den Leidensdruck verstärken. Hier helfen das psychiatrische Gespräch, der Abbau der Depression durch Antidepressiva, die Verhaltenstherapie und der Einsatz von Entspannungstechniken. Je nach Präparat wirken die Antidepressiva aktivierend, schlaffördernd, angstlösend oder Unruhe und Spannung abbauend. „Antidepressiva sind besser als ihr Ruf, wenn sie konsequent, gezielt, vom Fachmann überwacht und vom Patienten vertrauensvoll und regelmäßig eingesetzt werden", betonte Dr. Lang.

Dr. Matthias Köbele, Hals-Nasen-Ohren-Facharzt, informierte über weitere Behandlungsmöglichkeiten, die sich nach dem Art und Stadium des Tinnitus richten. Während beim objektiven Tinnitus die Ermittlung und – wenn möglich – Beseitigung der körpereigenen physikalischen Schallquelle im Mittelpunkt steht, sind beim subjektiven Tinnitus die Beratung und Aufklärung des Betroffenen entscheidend. Im akuten Stadium werden die Ohrgeräusche zumeist mit einer Infusionstherapie unter Beigabe von Cortison zur Entzündungshemmung behandelt. Positiv wirken auch die Manualtherapie beim Krankengymnasten sowie Entspannungstechniken. Zur Kompensation der subakuten oder chronischen Situation können Hörgeräte oder sogenannte „Noiser" (Rauschgeräte) angepasst werden. Als Einschlafhilfen gibt es Kissen mit leiser Hintergrundmusik. Bei besonderen Tinnitus-Formen – z.B. Blockaden der oberen Halswirbelsäulengelenke oder Kiefergelenksbeschwerden – kommt die pulsierende Magnetfeldtherapie zum Einsatz.

Bei der ambulanten, einwöchigen Ulmer Tinnitus Retraining Therapie im TinnitusTherapie Zentrum Ulm arbeiten Ärzte und Therapeuten der unterschiedlichsten Fachrichtungen eng zusammen: Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Neurologen, Psychiater, Verhaltenstherapeuten, Musik- und Entspannungstherapeuten, Hörgeräteakustiker und Osteopathen. Den Betroffenen werden Wege aufgezeigt, wie sie im Alltag mit ihrem Ohrgeräusch besser umgehen können. Oft kann der Tinnitus so weit unterdrückt und verdrängt werden, dass die Patienten ihn nicht mehr wahrnehmen. „Die Erfolgs-Chance liegt bei rund 80 Prozent", berichtete Dr. Lang.



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Veranstalter:
ulmmed – Fachärztliche Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsmedizin Ulm/Neu-Ulm e.V.