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Diabetes (Zuckerkrankheit)

Hohes Herzinfarkt-Risiko bei Diabetikern
85 Prozent der Diabetiker versterben am Herzinfarkt oder am Schlaganfall. Vielen wird die Gefahr erst bewusst, wenn die Katastrophe bereits eingetreten ist. Patienten sind diesem Schicksal aber nicht ausgeliefert, sondern können frühzeitig handeln und vorbeugen. Worauf es dabei ankommt, erläutern der Diabetologe Dr. Harald Etzrodt und der Kardiologe Dr. Winfried Haerer im nachfolgenden Beitrag.

Diabetes Typ 1: Mangelnde Insulinproduktion
Die Zahl der Diabetiker nimmt rasant zu, in fünf Jahren rechnet man mit einer Verdoppelung der Zahl: In Deutschland leiden derzeit sieben Prozent der erwachsenen Bevölkerung an Diabetes mellitus des Typs 2. Worin liegt der Unterschied zwischen Typ 1 und Typ 2? Beim Typ 1-Diabetiker liegt eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse vor, die nicht genügend Insulin produziert. Das fehlende Insulin wird zugesetzt, z.B. durch Injektion. „Wer dies mit Köpfchen tut, hat eine ähnlich hohe Lebenserwartung wie ein gesunder Mensch", erläutert Dr. Harald Etzrodt.

Diabetes Typ 2: Insulinresistenz
Der Diabetes Typ 2 unterscheidet sich davon vollkommen und tritt infolge einer Stoffwechselerkrankung auf. Es bildet sich eine Insulinresistenz, das Insulin wirkt bei diesen Menschen also nicht mehr richtig. Der Körper will den Blutzucker regulieren und versucht den Mangel an Wirksamkeit zu kompensieren, indem er immer mehr Insulin produziert. Als Komplikation treten Gefäßveränderungen auf, typischerweise am Herzen. Der Patient wird älter, schwerer; der Körper kann irgendwann nicht mehr genügend Insulin liefern, die Zuckerkrankheit manifestiert sich.

Großes Herzinfarktrisiko für Typ 2-Diabetiker
Die Insulinresistenz nimmt vor allem unter folgenden Bedingungen zu: wenig Bewegung, schlechte – zu fette – Ernährung, zunehmendes Gewicht und Alter, Bluthochdruck, Rauchen, durch zu viel Stress ausgelöste, falsche Verhaltensweisen sowie erhöhter Alkoholkonsum. Das Herzinfarktrisiko für solche Patienten steigt eklatant. Deshalb wird der Typ 2-Diabetiker vom Arzt vergleichbar wie ein Patient behandelt, der schon einen Herzinfarkt erlitten hat.

Änderung des Lebensstils
Die Bedingungsfaktoren für die Zunahme der Insulinresistenz zeigen aber auch auf, dass sich das Risiko durch eine Änderung des Lebensstils verringern oder gar vermeiden lässt. Dies bedeutet: Rauchen aufhören, sich bewegen, die Ernährung umstellen und auf die Zusammensetzung achten (fettarm und kohlehydratreich), Blutfettwerte wie das „böse" Cholesterin LDL normalisieren (im Notfall durch Medikamente), die Blutdruckwerte streng kontrollieren und möglichst auf einen Wert von 120/70 oder darunter senken.

Manche Patienten brauchen eine Blutverdünnung durch Acetylsalicylsäure, Nieren schonende ACE-Hemmer, eventuell Beta-Blocker und vielleicht auch eine medikamentöse Blutzucker-Einstellung. Studien haben jedoch ergeben, dass die medikamentöse Senkung des Blutzuckers wenig am Herzinfarktrisiko ändert und hier vor allem der Lebensstil von ausschlaggebender Bedeutung ist.

Wenn die Kammern flimmern
Die Warnsymptome werden von den Patienten häufig nicht ernst genommen oder verdrängt, meint der Kardiologe Dr. Winfried Haerer. Schmerzen oder ein Brennen hinter dem Brustbein, Engegefühl, ein Druck auf der Brust, ausstrahlende Schmerzen in die Arme, den Hals und gelegentlich auch in den Bauch, Angst, Luftnot, Kaltschweißigkeit, manchmal auch Übelkeit – dies alles deutet auf einen Herzinfarkt hin. Dabei verschließt sich ein Herzkranzgefäß, die betroffene Herzmuskulatur wird nicht mehr durchblutet und „stirbt" ab. In der Akutphase treten Rhythmusstörungen und das Kammerflimmern auf, das die häufigste Todesursache beim Herzinfarkt darstellt. Angehörigen von Diabetikern rät der Kardiologe, einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren und die Rufnummer der Rettungsleitstelle parat zu haben.

Diagnostik am Herzen
Wenn schon Beschwerden aufgetreten sind, kann heute durch modernste Diagnostik das Ausmaß der Schäden gut bestimmt werden. Der Kardiologe führt hier z. B. das Belastungs-EKG, die Ultraschall- und auch die schmerzfreie Herzkatheter-Untersuchung auf, die heute zumeist ambulant durchgeführt wird. Um bestehende Engstellen in den Gefäßen aufzuweiten, wird häufig ein Ballonkatheter eingesetzt. Manchmal hilft nur noch die Bypass-Operation, um die Engstellen zu überbrücken.

Vorbeugung durch gesunde Lebensweise
„Dazu muss es aber nicht kommen. Diese Folgen sind nicht schicksalhaft, sondern jeder Patient hat die Möglichkeit zur Vorbeugung", betont der Kardiologe. Was hilft? Die Lebensführung ändern und beispielsweise jeden Tag eine Stunde streng spazieren gehen. Unerlässlich sind auch die Kontrolluntersuchungen beim Arzt und das jährliche Belastungs-EKG.